Folgende Fälle wurden aufgrund der Biographien der VorbesitzerInnen bzw. des Eingangsdatums der UB Wien intensiv geprüft, ohne dass nach aktuellem Informationsstand Hinweise auf unrechtmäßige Erwerbungen vorliegen:
Im Zuge der Provenienzforschung an der Hauptbibliothek wurden drei Bände aufgefunden, die über die Nationalbibliothek Wien in den Jahren 1937 und 1939 als Geschenk an der UB Wien eingegangen sind sowie zehn weitere Bände zwischen 1938 bzw. 1939. Die Bände weisen den Stempel "Envio de la Academia National dela Historia Caracas" auf, der auf die heutige Academia Nacional de la Historia de Venezuela verweist, die 1888 begründet wurde. Es besteht kein verfolgungsbedingter Entzug der venezuleanischen Institution, sodass der Erwerb als unbedenklich eingeschätzt wird.
An der FB Europäische Ethnologie wurde eine Druckschrift, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kam, mit dem Exlibris Richard Andree aufgefunden. Richard Andree (1835–1912) war ein Geograph und Ethnologie, der anfänglich als Berg- und Hüttenbeamter in Nordböhmen und später als Schriftsteller in Leipzig lebte. Zudem arbeitete er ehrenamtlich am Städtischen Museum in Braunschweig, dem er auch Teile seiner umfangreichen Bibliothek vermachte. Der Weg des Werkes lässt sich nach 1912 nicht mehr nachvollziehen. Ob seine zweite Ehefrau Marie Andree-Eysn (1847–1929), die nach dem Tod ihres Mannes mittellos wurde, möglicherweise dieses Werk verkaufte, ist nicht mehr eruierbar. Im Zuge der Recherchen konnten jedenfalls keine Hinweise auf einen verfolgungsbedingten Entzug gefunden werden.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte Werke mit der Provenienz "Legat Hofrat Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven" erfasst. Ankwicz-Kleehoven (1883–1962) wurde 1939 aufgrund der rassistischen NS-Gesetze zwangspensioniert und war nach 1945 als Bibliothekar an der Akademie der Bildenden Künste in Wien tätig. Aufgrund seines Testaments aus dem Jahr 1953, in dem er seine Bibliothek der kunsthistorischen Bibliothek vermachte, ist die legale Erwerbung von Seiten der UB Wien nachgewiesen.
Im Falle der an der UB Wien aufgefundenen Werke lassen sich folgende Stempel als Prüf- und Ausfuhrzeichen während der Zeit des Ersten Weltkrieges nachweisen: Einerseits einer, der in stilisierter Form eine Abbildung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig darstellt, und andererseits einer, der, in einem Kreis befindlich, den Buchstaben Z sowie die römischen Ziffern X I X zeigt. Die vorliegenden Stempel dienten als sogenannte Prüfzeichen, nachdem für alle in Deutschland erschienenen Werke von der deutschen Zensurstelle eine Ausfuhrerlaubnis eingeholt werden musste. Auch wenn für manche dieser Bände keine Erwerbungsakten mehr vorhanden sind, gibt es keinerlei Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug der Bücher aufgrund dieser Stempel. Ausführlich bearbeitet wurden die Prüf- und Ausfuhrzeichen des Ersten Weltkriegs bereits 1982 in dem Artikel von Hans-Oskar Weber: Die Bestimmungen über deutsche Buchausfuhr im Ersten Weltkrieg und die Ausfuhrzeichen. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, 23, 1982, S. 506–604.
An den Fachbereichsbibliotheken Europäische Ethnologie, Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik, Skandinavistik und Nederlandistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft wurden fünf Druckschriften, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliotheken kamen, mit handschriftlichen Widmungen an Otto Behaghel aufgefunden. Otto Behaghel (1854–1936) war Germanist und lehrte an den Universitäten Heidelberg, Basel und zuletzt Gießen. Sein umfangreicher Nachlass ist weit verstreut, da seine in wirtschaftliche Bedrängnis geratene Tochter Elisabeth (1890–1967) diesen an verschiedene Universitäten und interessierte Einzelpersonen auch nach 1945 veräußerte. Zwar lässt sich der direkte Erwerb seitens der Bibliothek nicht rekonstruieren, dennoch ist von keinem NS-verfolgungsbedingtem Entzug auszugehen. Nach heutigem Kenntnisstand wird daher von einer unbedenklichen Erwerbung ausgegangen.
Hans Enders (1877–1944) wirkte nach Absolvierung des Lehrerseminars sowie der Musikakademie in Wien zeit seines Lebens als Lehrer, vor allem in der musikalischen Jugenderziehung sowie Lehreraus- und -weiterbildung. Obwohl Enders Karriere an der Akademie für Musik und darstellende Kunst 1938 endete, gehörte er nicht zu den aktiv verfolgten Professoren, er amtierte noch bis 1944 als Gaufachinspektor und Leiter der Gaumusikschule in Krems, wo er 1944 unerwartet verstarb. Da Hans Enders nicht zu den verfolgten des NS-Regimes zu zählen ist, wird nach derzeitigem Kenntnisstand von einer unbedenklichen Erwerbung ausgegangen.
Obwohl ein eindeutiger Vorbesitzer bei diesem Werk aus der Bibliothek Strasser nicht zugeordnet werden konnte und Personen mit diesem Nachnamen in der NS-Zeit verfolgt wurden, spricht sich der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung gegen eine Abgabe aus. Das Publikationsdatum und der Erwerb im Jahr 1941 sowie Autor und Titel des Werkes (Josef Nader: Das stammhafte Gefüge des deutschen Volkes. München 1941) sprechen gegen einen von NS-Regime verfolgten Vorbesitzer.
An der FB Europäische Ethnologie wurden zwei Druckschriften, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kamen, mit dem handschriftlichen Namensvermerk "Blümml" aufgefunden. Auf Basis der Provenienzrecherchen konnte der Autograph Emil Karl Blümml (1881–1925) zugeordnet werden. Nach seinem Tod am 26. April 1925 bei einem Straßenbahnunfall ging seine Hinterlassenschaft an seine Witwe Rosa, die mangels Verlassenschaftsvermögens die heimatkundliche Bibliothek über ein Antiquariat veräußerte und damit einen Teil der Schulden abdeckte. Aus diesem Grund kann nach heutigem Kenntnisstand von einer unbedenklichen Erwerbung ausgegangen werden.
Im Falle der an der UB Wien befindlichen Werke aus der ehemaligen Bibliothek des "Bundes der Österreichischen Gewerbetreibenden" bzw. der "Handwerkskammer" ist nicht von Raubgut auszugehen. Die wechselhafte Geschichte der Handelskammern zeigt, dass diese immer wieder an die staatliche Verfassung und deren Rechtslage angepasst wurden und dass die jeweilige Bibliothek als Dienstleistungseinrichtung ebenso immer wieder mit übernommen wurde. Im Sinne der jeweiligen Erwerbungspolitik erfolgte einerseits die Abgabe von Dubletten, davon befinden sich einige mit "D" gekennzeichnete an der UB Wien, andererseits aber auch Aussonderungen von nicht mehr benötigter Literatur, wie im Falle der Werke aus der NS-Zeit, die an der FB Zeitgeschichte einen wichtigen Quellenbestand darstellen. Es wird nach dem aktuellen Wissensstand von keinem verfolgungsbedingten Verlust der Werke ausgegangen.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung an der FB Geschichtswissenschaften wurde die Druckschrift "University and Historical Addresses" aus 1913 mit dem Stempel "EX LIBRIS Doris u. Thomas Chaimowicz" sowie dem Schriftzug "Thomas Chaimowicz" aufgefunden. Aufgrund der jüdischen Herkunft wurde die Familie von Thomas Chaimowicz (1924–2002) 1939 zur Flucht gezwungen, die über Brünn, Prag und Amsterdam nach Bogotá führte. Im Exil heiratete Thomas 1950 die ebenso geflüchtete Doris, die 1955 nach schwerer Krankheit verstarb. Auch wenn Doris und Thomas Chaimowicz unzweifelhaft Opfer der Nationalsozialisten waren und der Erwerb der Buches unklar ist, kann aufgrund des Stempels das Buch frühestens nach 1950 aus dem gemeinsamen Besitz von Doris und Thomas Chaimowicz an die UB Wien gekommen sein und es sich daher nicht um Raubgut im Sinne der NS-Provenienzforschung handeln.
Obwohl sich Eleonore Czember (geb. Fürst, 1892–1942) bereits 1912 nach römisch-katholischem Ritus taufen ließ und 1920 Stefan Czember (1882–1942) heiratete, wurde sie nach den Nürnberger Gesetzen als Jüdin verfolgt. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 lebten sie in einer sogenannten „Mischehe“. Als Stefan Czember am 16. Oktober 1942 starb, fiel für Eleonore Czember dieser Schutz weg und die unmittelbare Deportation drohte. Drei Tag später beging Eleonore Czember Selbstmord. Ihre Bücher wurden 1949 von der Erbin an die Fachbereichsbibliothek Anglistik und Amerikanistik verkauft.
Literatur: Markus Stumpf, Jutta Fuchshuber, „Suizid-Bücher“ – Provenienzforschung und bibliothekarische Erinnerungsarbeit. In: Künstliche Intelligenz in Bibliotheken. Hrsg. von Christina Köstner-Pemsel [u.a.]. Graz: Uni Press 2020, S. 295–312. DOI: https://doi.org/10.25364/guv.2020.voebs15.22
Betroffene Exemplare in u:search: Bücher Czember
Im Zuge der NS-Provenienzforschung wurde an der FB Europäische Ethnologie sechs Zeitschriftenhefte des Periodikums "Deutsche Heimat. Blatt für deutsche Volkskunde und Kulturgeschichte in Österreich" mit dem Besitzvermerk "Anton Dachler" aufgefunden. Anton Dachler (1841–1921) erwarb vorerst den Lehrbrief als Müller und arbeitete nach erfolgtem Studium der Technik beim Bahnbau. Durch diese Tätigkeit lernte er große Teile der Monarchie kennen und entwickelte ein großes Interesse für die Sachkulturforschung. Er gilt als "Altmeister der NÖ Heimat-, Haus- und Burgenforschung". Da Anton Dachler 80jährig kinderlos verstarb, ging sein Erbe an seinen Bruder Paul; der wissenschaftliche Nachlass kam an das Österreichische Museum für Volkskunde. Intern sind diese Zeitschriftenhefte – wie andere Publikationen auch – vom Österreichischen Museum für Volkskunde als Doubletten an die Bibliothek des damals neugegründeten Instituts für germanisch deutsche Volkskunde abgegeben worden.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte zwei Werke mit dem Vermerk "Schenkung Prof. Demus" aufgefunden, die 1985 inventarisiert wurden. Der Kunsthistoriker Otto Demus (1902–1990) war bis 1939 als Konservator an der Zentralstelle für Denkmalschutz in Wien tätig, ehe er aufgrund seiner Oppositionshaltung gegen den Nationalsozialismus nach England emigrieren musste. 1963 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Wien. Aus diesem Grund kann angenommen werden, dass die beiden Druckschriften 1985 rechtmäßig als Geschenk erworben wurden.
Literatur: Olivia Kaiser-Dolidze und Markus Stumpf: Wien – London und retour? NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte der Universität Wien. In: Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung. Hg. von Eva Blimlinger und Heinz Schödl. Wien: Böhlau 2014 (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), S. 319–338
Im Zuge der Provenienzforschung wurde an der FB Europäische Ethnologie ein Werk, das zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Institut für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" (IGDV) kam, mit dem Besitzstempel "Deutscher Volksgesang-Verein Wien" aufgefunden. Die Gründung des "Deutschen Volksgesang-Vereins in Wien" im Jahr 1890 geht vornehmlich auf Josef Pommer (1845–1918) zurück, Unterstützer fand er in August Göllerich (1859–1923), Otto Steinwender (1847–1921) und Rudolf Much (1862–1936). Von 1924–1977 fungierte Georg Kotek (1889–1977), der sich stets der aktuellen politischen Lage und den damit verbundenen Karriereaussichten anpasste, als Vereinsobmann dieses mitgliederstärksten Wiener Chors. Zudem wirkte Kotek ab 1924 einerseits als Hauptausschussmitglied sowie andererseits als Schatzmeister des Hauptausschusses des Österreichischen Volksliedunternehmens. In der Folge wurde er 1951 vom Bundesministerium für Unterricht wieder in den Hauptausschuss des jetzigen Österreichischen Volksliedwerkes gewählt. Es ist in diesem Fall davon auszugehen, dass das Werk Liederbuch für die Deutschen in Österreich durch die Gepflogenheit Doubletten auch ohne weitere Kennzeichnung an andere Institutionen abzugeben, als Schenkung an das Institut für germanisch-deutsche Volkskunde kam. Das von Josef Pommer herausgebrachte Werk war in hohen Stückzahlen erschienen und zudem höchstwahrscheinlich in mehreren Exemplaren im "Deutschen Volksgesangs-Verein Wien" vorhanden.
Im Zuge der Provenienzforschung an der FB Kunstgeschichte wurde ein Buch mit dem Exlibris von Otto Fröhlich (1908–1975) und Lili Fröhlich (1886– nach 1975), geborene Caroline Bum(e), aufgefunden. Beide studierten an der Universität Wien Kunstgeschichte und waren im Kunsthandel tätig. Aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit mussten sie 1938 nach London emigrieren. Bis zu ihrem Tod lebten beide in England. Der Stempel des II. Kunsthistorischen Instituts, der ab 1934 nicht mehr verwendet wurde, sowie verschiedener Revisionszeichen im Inventarbuch geben jedoch eindeutige Hinweise darauf, dass das Werk bereits vor 1934 von der kunstgeschichtlichen Bibliothek erworben wurde.
Literatur: Olivia Kaiser-Dolidze und Markus Stumpf: Wien – London und retour? NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte der Universität Wien. In: Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung. Hg. von Eva Blimlinger und Heinz Schödl. Wien: Böhlau 2014 (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), S. 319–338
Im Zuge der NS-Provenienzforschung an der FB Europäische Ethnologie wurden vier Bände einer Monografie mit dem Stempel „Dr. Franz Geymayer, k. k. Notar in Gröbming.“ aufgefunden. Franz Geymayer (1860–1945) absolvierte das Jusstudium in Graz und war mit Luise Geymayer, geb. Ratschiller (1863–1944), verheiratet. Beruflich wirkte er an verschiedenen steirischen Orten als Notar und besaß als solcher sicherlich auch eine private Bibliothek. Es ist allerdings unklar, wie der Besitzwechsel bzw. Verkauf zustande gekommen war. Da es sich jedoch bei der Familie Geymayer um keine vom NS-Regime verfolgte handelt, kann von einem rechtmäßigen Erwerb ausgegangen werden. Nach heutigem Wissenstand wird keine Rückgabe empfohlen.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte sowie der Bibliothek des Universitätsarchivs wurden fünf Druckschriften mit dem Provenienzhinweis Rita Girardi ermittelt. Die vormalige Eigentümerin, Margarethe Maria Girardi (1888–1964), die seit 1908 als Mitarbeiterin in verschiedener Verwendung die Geschicke der Geologischen Bundesanstalt mitgestaltete, musste zwar 1942 unter politischem Druck ihr Pensionierungsansuchen einreichen, es konnte aber keinerlei Hinweis auf Beschlagnahmung ihrer Bibliothek bzw. ihrer Fahrnisse eruiert werden. Wie der spätere Bibliothekar der Geologischen Bundesanstalt, Tillfried Cernajsek in dem Aufsatz zum 50. Todestag von Margarethe Girardi anführt, ist der Bestand ihrer reichhaltigen Bibliothek nach ihrem Tod „in alle Winde verstreut“ worden. Anzunehmen ist, dass einige Druckwerke auf Umwegen auch in den Antiquariatsverkauf gelangten und ebendort auch vonseiten der Universitätsbibliothek erworben wurden.
Betroffene Exemplare in u:search: https://ubdata.univie.ac.at/AC03530689 https://ubdata.univie.ac.at/AC05756522 https://ubdata.univie.ac.at/AC09961181 https://ubdata.univie.ac.at/AC08154938 https://ubdata.univie.ac.at/AC03965285
An der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte wurde ein Werk mit dem Autograph "Karl Helleiner" aufgefunden, das dem k.k. Beamten Karl Helleiner (1877–1928) zugeordnet werden konnte. Im Jahr 1971 ging es als Geschenk in die FB Kunstgeschichte ein, jedoch wurde die Provenienz nicht vermerkt. Da der Sohn des Beamten, der gleichnamige ehemalige Stadtarchivar von St. Pölten Karl Helleiner (1902–1984), 1938 vom NS-Regime aufgrund seiner jüdischen Ehefrau in den Ruhestand versetzt und in die Emigration gezwungen wurde, wurden weitere Recherchen angestellt und die Rückgabe des Buches beschlossen. Im Zuge der ErbInnensuche konnte schließlich der Einbringer ermittelt und die Provenienzgeschichte als legaler Erwerb gelöst werden.
An der FB Europäische Ethnologie wurde eine Druckschrift, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Institut für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kam, mit dem handschriftlichen Namensvermerk "Kalff" aufgefunden. Auf Basis der Provenienzrecherchen konnte der Autograph Gerrit Kalff (1856–1923) zugeordnet werden. Gerrit Kalff war ein Nederlandist und unterrichtete an verschiedenen Gymnasien in Haarlem und Amsterdam. Nach 1896 wirkte er als Professor für Nederlandistik an den Universitäten Utrecht bzw. Leiden. Das Amsterdamer Stadtarchiv beherbergt ein "Archif van de Familie Kalff" mit Akten der Familienmitglieder. Darin fanden sich keinerlei Hinweise auf NS-Verfolgung bzw. Entzug des Eigentums der Familie. Nach heutigem Kenntnisstand wird daher von einer unbedenklichen Erwerbung ausgegangen.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Europäische Ethnologie zwei Werke mit dem Stempel "Franz Friedr. Kohl k. u. k. Kustos, Wien Naturhist. Hofmuseum" aufgefunden. Franz Friedrich Kohl (1851–1924) war Kustos am Naturhistorischen Museum in Wien und in zweiter Ehe mit Angela Wolfram, der Tochter des Arztes Richard Wolfram sowie Tante von Richard Wolfram jun. (1901–1995), dem Leiter des "Institut für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien", verheiratet. Seine letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod verbrachte Franz Kohl im "Wolframschen Familienhaus" in Traismauer. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen Kohls zu Richard Wolfram ist nicht von Raub oder der Enteignung auszugehen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird daher von einer unbedenklichen Erwerbung ausgegangen.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte zwei Werke mit dem handschriftlichen Vermerk "D. Kurth" aufgefunden. Als eine der ersten Studentinnen an der Universität Wien promovierte Betty Dorothea Kurth (geb. Kris) 1911 im Fach Kunstgeschichte. Aufgrund der NS-Verfolgung emigrierte sie 1939 nach London, wo sie bis zu ihrem Tod 1948 lebte. Der Stempel II. Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien, der ab 1934 nicht mehr verwendet wurde, sowie der Eintrag im Inventarbuch, der ein Vorhandensein vor dem Jahr 1937 nachweist, geben jedoch eindeutige Hinweise darauf, dass das Werk bereits vor 1934 von der kunstgeschichtlichen Bibliothek erworben wurde.
Literatur: Olivia Kaiser-Dolidze und Markus Stumpf: Wien – London und retour? NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte der Universität Wien. In: Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung. Hg. von Eva Blimlinger und Heinz Schödl. Wien: Böhlau 2014 (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), S. 319–338
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte sieben Werke mit dem Ex Libris "Maria Lederer" aufgefunden. Die Identifizierung der Exlibris-Eignerin ist nicht möglich, da zusätzliche Hinweise fehlen. Die Anfrage bei der Österreichischen Exlibris Gesellschaft verlief negativ. Das genaue Erwerbungsdatum ist nicht bekannt, fünf Werke wurden zwischen 1977 und 1981 als Geschenk bzw. Nachlass inventarisiert. Die Verwendung des gleichen Stempels bei den anderen beiden Büchern, die wesentlich niedrigere Inventarnummern aufweisen, weist auf den zeitgleichen Eingang an die FB Kunstgeschichte hin. Möglicherweise fehlten die ursprünglichen Exemplare, welche durch die Bücher von Maria Lederer ersetzt wurden. Die Erwerbung wurde nach Wissensstand 2010 aufgrund des späten Inventarisierungsdatums als unbedenklich eingestuft.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik ein Bestand von über 110 Druckschriftenbände aus dem Vorbesitz von Stefan Meyer (1872–1949) aufgefunden, der Eigentumsvermerke des Ordinarius des Instituts für Radiumforschung der Universität Wien sowie von dessen Bruder, Hans Meyer (1871–1942), Professor in Prag, aufweisen. 1939 musste Meyer als ein Opfer des Nationalsozialismus freiwillig in den Ruhestand trat. Mit viel Glück überlebte er die Kriegszeit im Haus seiner norwegischen Schwiegereltern in Bad Ischl. Danach kehrte er als Professor an die Universität Wien zurück. Im Jahresbericht 1946 der Zentralbibliothek für Physik wird die Schenkung "eines Teiles der Bibliothek von Prof. Stefan Meyer" ausdrücklich erwähnt. Darüber hinaus wurde die Signaturengruppe erst nach 1946 verwendet.
Siehe: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938
Bei der Autopsie der Bestände der im Zeitraum zwischen 1938 und 1945 erworbenen Werke an der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie, der FB Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie der FB Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik konnten insgesamt 13 Bände mit Provenienzhinweisen auf Rudolf Much (1862–1936) ausfindig gemacht werden. Da Rudolf Much, der 1932 an der Universität Wien emeritierte, Mitglied der geheimen antisemitischen Professorenclique "Bärenhöhle" war, ist bei ihm nicht von einem verfolgungsbedingten Verlust oder Verkauf seiner Bibliothek auszugehen. Im Falle der Werke an der FB Europäische Ethnologie kann von einer Schenkung ausgegangen werden, zumal Richard Wolfram, der sowohl dem Institut für germanisch deutsche Volkskunde (1939–1945) und ab 1964 dem Institut für Volkskunde vorstand, ein Much-Schüler war. Die Werke an der FB Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik sowie der FB Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft stammen direkt aus dem persönlichen Nachlass von Rudolf Much und wurden rechtmäßig erworben.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung wurden an der FB Europäische Ethnologie ein Werk mit dem Besitzstempel Handbibliothek Adolf Obrist, Wien aufgefunden, das 1965 inventarisiert wurde. Adolf Obrist (1901–1957) wohnte in Wien, war u.a. Mitglied der Geologischen Gesellschaft in Wien und verstarb im Alter von 56 Jahren. Das betreffende Werk weist weder einen Besitzstempel des IGDV, noch eine eingetragene Aufstellungssystematik auf, zudem findet es sich nicht in der Autorenkartei der ehemaligen Bibliothek. Es ist also davon auszugehen, dass das Werk erst nach 1966 erworben wurde.
An der FB Europäische Ethnologie wurden zwei Druckschriften, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kamen, mit dem Stempel "Österreichische Heimat-Gesellschaft (ÖHG)" aufgefunden. Bei der ÖHG handelte es sich um eine dem Wiener Museum für Volkskunde nahestehende Arbeitsgemeinschaft, die 1934 in das ministerielle Volksbildungsreferat eingegliedert wurde. Zwar erfolgte die Löschung des Vereins sowie die Übergabe des Gesamtvermögens an das Österreichische Museum für Volkskunde, jedoch ließ sich im Zuge der Provenienzforschung kein verfolgungsbedingter Entzug bzw. die verfolgungsbedingte Stilllegung der Ö.H.G. feststellen. Der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung der UB Wien empfiehlt daher nach derzeitigem Kenntnisstand keine Rückgabe.
Die Anfänge des Österreichischen Volksliedwerkes gehen auf den im 1904 gegründeten Zusammenschluss "Volkslied. Arbeitsausschuss für Wien und Niederösterreich" mit dem Sitz in Wien sowie auf die ebenfalls 1904 erfolgte Etablierung eines "Dachverbandes" der Volksliedwerke – auch der Kronländer – zurück. Im Jahr 1919 schlossen sich die in Österreich verbliebenen Arbeitsausschüsse zum Österreichischen Volksliedunternehmen zusammen, das anfänglich – auch bedingt durch den hohen Stellenwert der Volksmusik in der NS-Zeit – in das "Ostmärkische Volksliedunternehmen" umgewandelt wurde. Während der Kriegszeit kam es zur Auslagerung der Bestände des Unternehmens und in der Folge auch zu Kriegsschäden und -verlusten. Das verbliebene Material gelangte danach ins heutige Österreichische Museum für Volkskunde und im Jahr 1947 ins neu gegründete "Österreichische Volksliedwerk". Der Erwerbungsweg der sechs Bände an das Institut für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien ist nicht geklärt. Ob es sich um Geschenke, um die Abgabe von Dubletten, Ausscheidungen oder auch um Kauf handelt, kann nicht gesagt werden. Es ist nicht von NS-Raubgut auszugehen, da die Organisation des "Österreichischen Volksliedwerkes" und deren Vorläufer sowie deren anhängender Bibliotheken immer wieder an die ministeriellen Vorgaben und deren Rechtslage angepasst worden war.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte ein Werk mit dem handschriftlichen Eintrag "Geschenk v. Prof. Pächt" aufgefunden, das 1965 inventarisiert wurde. Otto Pächt (1902–1988) erhielt zwar als Kunsthistoriker 1932 in Heidelberg die Venia legendi, konnte sie aufgrund der rassistischen NS-Gesetze aber nicht ausüben und emigrierte 1936 nach England. 1963 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Wien. Aus diesem Grund kann angenommen werden, dass die Druckschrift 1965 rechtmäßig als Geschenk erworben wurde.
Literatur: Olivia Kaiser-Dolidze und Markus Stumpf: Wien – London und retour? NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte der Universität Wien. In: Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung. Hg. von Eva Blimlinger und Heinz Schödl. Wien: Böhlau 2014 (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 5), S. 319–338
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte eine Druckschrift aus dem Jahr 1941 mit dem Stempel "Dr. Hedwig Petermichl" aufgefunden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Hedwig Petermichl (1907–2000) handelt, die in 1932 an der Universität Wien im Fach Germanistik promoviert hatte. Als Teil der "Rosenberg-Spende" wurde das Werk zwischen Mai und Juni 1943 inventarisiert. Das genaue Eingangsdatum sowie der oder die EinbringerIn ist nicht eruierbar. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Umstände des Eingangs des Bücherkonvoluts "Rosenberg Spende" noch ungeklärt. Der Name Rosenberg ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Einerseits kommt dieser Nachname mehrfach in der Liste der Vermögensverkehrsstelle vor (alleine 118 Treffer bei den Vermögensanmeldungen), anderseits assoziiert man mit dem Namen Rosenberg den Einsatzstab Reichshalter Rosenberg (ERR), das Amt Rosenberg und die Alfred-Rosenberg-Spende. Bislang haben sich jedoch keine Hinweise auf eine NS-Verfolgung von Hedwig Petermichl finden lassen.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung wurde das englischsprachige Werk "The Penal Law for Religious" aus dem Jahr 1935 an der FB Rechtswissenschaften aufgefunden, das ein Provenienzmerkmal von Willibald M. Plöchl aufweist. Willibald Maria Plöchl wurde am 7. Juli 1907 in St. Pölten geboren und als Privatdozent für Kirchenrecht an der Juridischen Fakultät der Universität Wien tätig. Aus politischen Gründen wurde er am 22. April 1938 vom NS-Regime seines Amtes enthoben. Über Holland, Paris, Spanien und Portugal emigrierte er nach Washington und war im Free Austrian National Council engagiert. Nach seiner Rückkehr 1947 trat er wieder in den universitären Dienst ein und war u.a. als Dekan an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät tätig. Plöchl verstarb am 27. Mai 1984. Aufgrund der handschriftlichen Erwerbungseinträge und der Angaben im Besitzstempel Plöchls kann jedoch ein verfolgungsbedingter Entzug des Buches ausgeschlossen werden.
Siehe auch das Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte zwei Werke mit dem Stempel von Dr. Victor Robitschek (1879–1942) aufgefunden. Victor Robitschek wurde im NS-Regime 1942 nach Izbica, Polen, deportiert und ermordet. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass die Werke rechtmäßig erworben wurden, da das Inventarbuch und der Stempel des "Kunsthist. Instituts D. K. K. Universität Wien" ein Vorhandensein vor dem Jahr 1937 nachweist.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Kunstgeschichte zwei Werke mit dem handschriftlichen Eintrag "Geschenk Baron Louis Rothschild" aufgefunden. Louis von Rothschild, von 1911 bis 1938 Präsident der "Österreichischen Creditanstalt", war ein Opfer des Nationalsozialismus; trotzdem kann davon ausgegangen werden, dass die Werke rechtmäßig erworben wurden. Untermauert wird dies einerseits aufgrund des Stempels "II. Kunsthistorisches Institut der Universität Wien", der nur bis zum Jahr 1934 verwendet wurde, andererseits durch die vergebenen Inventarnummern – ebenfalls von 1934.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Europäische Ethnologie vier Werke mit dem Exlibirs "Dr. H. Röttinger" bzw. "Heinrich Röttinger" aufgefunden. Heinrich Röttinger (1869–1952) war als Bibliothekar bis 1932 an der Albertina sowie an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) tätig. In Folge stand er bis zum 31. Juli 1933 der Universitätsbibliothek als Direktor vor. Teile seines Nachlasses kamen an die Handschriftensammlung des Wienmuseums, an die Wienbibliothek im Rathaus und an die ÖNB. Röttinger zählte nicht zum vom NS-Regime verfolgten Personenkreis, sodass dass nach heutigem Wissenstand im Falle der vier Druckschriften nicht von NS-Entzug ausgegangen wird.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung wurde an der FB Europäische Ethnologie ein Werk, das 1965 inventarisiert wurde, mit der Widmung "Herrn Georg Rudelstorfer. Lehrer a.d. o.ö. Landesackerbauschule in Ritzlhof, 16.IX.90" aufgefunden. Georg Rudelstorfer war Lehrer der Abteilung Obstbaukultur an dieser Schule, die 1875 gegründet, heute als Bildungszentrum für Gartenbau, Floristik, Garten- und Grünflächengestaltung Interessierte aus- bzw. weiterbildet. Das Buchgeschenk erhielt dieser Lehrer von einem seiner Schüler im September 1890, der weitere Weg des Werkes lässt sich zwar nicht mehr nachvollziehen, allerdings wird nach aktuellen Wissensstand von keinem verfolgungsbedingten Verlust des Werkes ausgegangen.
Im Zuge der Provenienzforschung wurde an der FB Romanistik ein Werk mit dem handschriftlichen Vermerk "Schenkung von Max Seidner-Weiser" aufgefunden. Max Seidner-Weiser (1897–1943) betrieb gemeinsam mit seiner Gattin Therese im 10. Wiener Gemeindebezirk eine Sprachschule, ehe er 1939 nach Frankreich flüchtete. 1943 verstarb Seidner-Weiser während seiner Deportation aus dem Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Majdanek. Therese Seidner-Weiser lebte noch bis 1956 in Wien. Das genaue Eingangsdatum an der FB Romanistik ist unklar, jedoch deuten die durchgestrichene Signatur 3506, Zusatz EV/g sowie die Höhe dieser Nummer auf einen Einsignierungszeitraum zwischen 1930 und 1939 hin. Der gesamte Buchbestand der FB von über 4.500 Bänden wurde ab 1939 mit einer neuen Signatur und einem Rundstempel der NS-Verwaltung versehen.
Im Zuge der Provenienzforschung an der Fb Europäischen Ethnologie wurde das Druckwerk Heinrich Marzell, Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen, Stuttgart 1938 (2.Aufl), beforscht. Das Exlibris, weist Marian Stopa (1913-1976), einen ehemaligen Apotheker aus Krakau, als Vorbesitzer aus. Marian Stopa wurde am 23. Mai 1913 in Sucha Beskidzka, einer Kleinstadt südwestlich von Kraków als Sohn einer Eisenbahnerfamilie geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wadowice studierte er in Warszawa Pharmazie und schloss das Studium 1935 mit dem Magistertitel ab. Im Anschluss begann er seine berufliche Tätigkeit in der Apotheke in Sucha Beskidzka. Anfang 1939 begann Stopa in der Apotheke „Pod Złota Głowa“ auf dem Krakauer Markt zu arbeiten. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war Marian Stopa nicht nur in der Gewerkschaft der Apotheker aktiv, sondern engagierte sich auch in der „Stronnictwo Demokratyczne“, der Demokratischen Partei. Als sich 1942 die „Armia Krajowa (AK)“ formierte, trat Marian Stopa als Soldat ein und brachte es in der Folge bis zum Leutnant und war zudem Oberbefehlshaber des 2. Teams des Warschauer Aufstands. 1949–1950 als Leutnant in die polnische Volksarmee eingezogen leistete er seinen Dienst im Regionallabor Nr. 5 ab. Nach 1945 arbeitete er nicht nur als Apotheker in Kraków, sondern wirkte auch als erster Verwalter der Polnischen Apothekerkammer. Sein weiterer beruflicher Weg führte ihn in Apotheken in Nowa Huta, Człuchów, Koszalin sowie zuletzt nach Pasym, Woiwodschaft Olsztyn, wo er am 2. Januar 1976 starb. Obwohl sich der Erwerbungsweg dieser Druckschrift durch die Universitätsbibliothek Wien nicht rekonstruieren lässt, erfolgte dieser erst nach 1961. Daher wird nach heutigem Kenntnisstand von einem legalen Erwerb ausgegangen.
Im Bestand der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie fand sich im Zuge der Provenienzforschung ein vierbändiges Werk über die Ethnographie Ungarns von Czakóp Elemér mit dem Stempel „Ungarische Buchhandlung Rudolf Nowak” sowie dem Exlibris „Ex Libris Dr. Ernesti Pető – Chirurgi, Principalis, Directoris nosocomii, Comitatis Castraferrei et Sabariue 1915“ in den Bänden eins und zwei und dem Exlibirs „Szokol Villibald dr.“ im dritten Band. Das damalige Institut für Volkskunde der Universität Wien erwarb dieses Werk im Jahr 1966 aus der Ungarische Buchhandlung in Wien I., Köllnerhofgasse 4. Diese Buchhandlung bestand als Einzelhandelsfirma Rudolf Nowak (1892–1966) begründet von 1957 bis 1966. Da Rudolf Nowak auf antiquarische ungarische Druckschriften spezialisierte war, fügte er bei Bedarf bei mehrbändig begrenzten Werken antiquarische Bücher unterschiedlicher Provenienz zusammen. Dies ist auch bei vorliegenden Werk geschehen, der dritte Band weist als Voreigentümer den katholischen ungarischen Malers Villibald Szokol (1888–1963) auf. Es ließen sich keine NS- Repressalien feststellen, womit von keinem verfolgungsbedingten Verlust der Bücher ausgegangen wird und der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung nach dem derzeitigen Wissenstand 2015 keine Rückgabe empfahl.
Betroffene Exemplare in u:search: https://ubdata.univie.ac.at/AC04123056 https://ubdata.univie.ac.at/AC04123083
Im Zuge der Provenienzforschung an der Hauptbibliothek wurde das Druckwerk "Abhandlungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem" aus dem Jahr 1936/1937, das über die Nationalbibliothek im Jahr 1937 als Geschenk eingegangen ist, beforscht. Zusätzlich weist der Band den handschriftlichen, abgekürzten, Vermerk "Geschenk des Kaiser-Wilhelm-Instituts 37" auf, der in der NB eingetragen wurde. Im Buch ist der Stempel "Mit den besten Empfehlungen überreicht von P. A. Thiessen" angebracht, der auf den deutschen Chemiker Peter Adolf Thiessen (1899–1990) verweist. Peter Adolf Thiessen wirkte seit 1935 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem, der herausgebenden Institution des vorliegenden Bandes. Die Parteimitgliedschaft in der NSDAP ist für die Jahre 1925–1928 sowie 1933–1945 nachgewiesen. Es besteht kein verfolgungsbedingter Entzug, da das Kaiser Wilhelm Institut als "nationalsozialistischen Musterinstitut" galt, sodass der Erwerb als unbedenklich eingeschätzt wird.
Im Zuge der NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie wurden acht Monographien mit Besitzvermerken „Urgeschichtliche Sammlung – Geologisches Palaeontologisches Institut Tübingen“, „Urgeschichtliches Forschungsinstitut Schloss Tübingen“, Urgeschichtliches Universitätsinstitut Tübingen sowie Universitätsbibliothek Tübingen ermittelt. Die Erwerbwege der Druckschriften mit diesen Provenienzen lassen sich derzeit zwar nicht mehr nachweisen, dennoch ist bei den vorliegenden Werken nicht von Enteignungen oder NS-Raub auszugehen. Weder die Bestände der Tübinger Sammlungen noch des Tübinger Instituts wurden während des NS-Regimes beschlagnahmt. Im Gegenteil, so kann Gustav Riek (1900–1976) als damaliger Direktor des Instituts für Ur- und Frühgeschichte auch als einer der NS-Hauptakteure an der Universität Tübingen angesehen werden. Er war ebenso wie Richard Wolfram (1901–1995) für die Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ höchst aktiv, womit davon auszugehen ist, dass über den Weg des „SS-Ahnenerbes“ Bücher nach Wien kamen, Wolfram fungierte doch einerseits als Leiter der „Lehr- und Forschungsstätte für germanisch-deutsche Volkskunde des SS-Ahnenerbes“ in Salzburg und WIen sowie auch als Vorstand des „Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde“ der Universität Wien. Infolgedessen empfahl der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung nach dem derzeitigen Wissenstand keine Rückgabe.
Betroffene Exemplare in u:search: https://ubdata.univie.ac.at/AC04597262 https://ubdata.univie.ac.at/AC04597232 https://ubdata.univie.ac.at/AC04597351 https://ubdata.univie.ac.at/AC04597309 https://ubdata.univie.ac.at/AC04597287 https://ubdata.univie.ac.at/AC03746686 https://ubdata.univie.ac.at/AC03815240
Im Zuge der NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte wurden zwei Werke mit Besitzvermerke auf Karl Josef Waněk (1862–1945) aufgefunden. In einem weiteren Buch ist zwar kein Provenienzhinweis enthalten, jedoch handelt es sich ebenfalls um eine Rang- und Einteilungsliste, in welcher auch Karl Josef Waněk aufgelistet ist. Der in Wien geborene Waněk absolvierte 1880 die k.u.k. Infanteriekadettenschule in Praha. Als er 1884/1885 in Timișoara (heute Rumänien) die vorgeschriebene Infanterie-Equitation mit gutem Erfolg abschloss, lernte er Alexandrina Susanne Hoch (1865–1945) kennen. Am 2. Jänner 1893 heiratete der k.u.k. Oberleutnant Karl Josef Johann Waněk in Timișoara Alexandrina Susanne Hoch nach römisch-katholischem Ritus. Karl Josef Johann Waněk schlug eine militärische Laufbahn ein und wurde 1870 zum Major, 1914 zum Oberst und 1917 zum Generalmajor befördert. Im Ersten Weltkrieg war er zunächst Kommandant des selbstständigen Infanterie-Bataillons I/61., bis Ende September 1914 Kommandant des Verteidigungsbezirkes Avtovac, 1916 Kommandant der 17. Infanteriebrigade in Südtirol und ab März 1917 Kommandant der 142. Infanteriebrigade. Für seine zivilen und militärischen Verdienste wurde ihm verschiedene Titeln verliehen und er war Ehrenbürger der Städte Gacko und Avtovac. Seit 1918 lebte Karl Josef Johann Waněk mit seiner Ehefrau in dem 1938 eingemeindeten Hadersdorf-Weidlingau in der Adolf-Hitler-Straße 73 (vor 1938 und nach 1945 Hauptstraße). Aufgrund seiner 30-jährigen Dienstleistung im Heer bat Karl Waněk im März 1918 Kaiser Karl I. um die taxfreie Verleihung des Adelstandes. Im Oktober 1918 wurde ihm der Adelsstand „Karl Edler von Waněk“ und ein Wappen verliehen. Am 1. Jänner 1919 wurde Karl Edler von Waněk in den Ruhestand versetzt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er nicht Mitglied der NSDAP, aber auch nicht aufgrund seiner Herkunft oder politischen Haltung von den Nationalsozialisten verfolgt. Nach heutigem Kenntnisstand sind die beiden Werke kein Raubgut und daher wird vom Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung der Universität Wien empfohlen, keine Rückgabe einzuleiten.
Betroffene Exemplare in u:search: https://ubdata.univie.ac.at/AC16293046; https://ubdata.univie.ac.at/AC16293105
Der österreichische Kunstrückgabebeirat beschloss in seiner 100. Sitzung am 29. November 2022 Empfehlungen zu Objekten der Universitätsbibliothek Wien sowie aus dem Heeresgeschichtlichen Museum / Militärhistorischen Institut, dem Theatermuseum, dem Naturhistorischen Museum Wien und dem mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien.
Für die Universitätsbibliothek Wien wurde der Fall des Märchenforschers Albert Franz Maria Wesselski behandelt, der von der Abteilung der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien vorbereitet worden war. Neben 308 Bänden im Eigentum der Universität Wien waren es 83 Bände, die durch den Beirat gingen. Der Beirat kam zu folgender Empfehlung:
"In Bezug auf 83 Bücher aus der Bibliothek des Märchenforschers Albert Franz Maria Wesselski, die sich heute in der Universitätsbibliothek Wien bzw. aufgrund ihres Erscheinungsdatums vor dem Jahr 1800 im Eigentum des Bundes befinden, empfahl der Beirat hingegen keine Rückgabe. So konnte nicht belegt werden, dass Wesselski oder seine Frau Maria dem Kreis der NS-Verfolgten Personen zuzurechnen wären, vielmehr wurde Wesselskis Lehrbefugnis an der Universität Graz im April 1938 aufgrund des Nichteinhaltens der geltenden Habilitationsnorm von 1920 ruhend gestellt. Nach seinem Tod 1939 führte Maria Wesselski die bereits zu seinen Lebzeiten begonnenen Verkaufshandlungen bezüglich seiner rund 9.000 Werke umfassenden Bibliothek fort. Infolge des Einmarsches Adolf Hitlers in Prag und der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren fiel jedoch der bis dahin wichtigste Interessent, die Indiana University (USA), weg. Vielmehr setzte sich Walter Grothe für einen Ankauf durch die 'Zentralbibliothek der Hohen Schule der NSDAP' in Berlin ein, um die Wesselski-Bibliothek der im Aufbau begriffenen Abteilung 'Forschungsstelle Mythenkunde' zuzuführen - mit Erfolg. Der Beirat kam zu dem Schluss, dass insbesondere der Beginn des Zweiten Weltkriegs den Kreis der am Kauf Interessierten sich auf die Zentralbibliothek der Hohen Schule der NSDAP reduzierte. Der Verkauf selbst sei jedoch nicht als nichtig im Sinne des Nichtigkeitsgesetzes zu qualifizieren, weshalb der Beirat empfahl, die Bücher nicht zurückzugeben."
An der FB Europäische Ethnologie wurde eine Druckschrift, die zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kam, mit dem "Exlibris A. WEVERS Jr." aufgefunden. Auf Basis der Provenienzrecherchen konnte es Adriaan Wevers (1875–1960) zugeschrieben werden. Adriaan Wevers Jr. war ein niederländischer Geschäftsmann und Regionalhistoriker, der nicht nur eine große Münz- und Medaillensammlung anlegte, sondern auch eine umfangreiche Bibliothek aufbaute, die er dem "Museum Oudheidkamer" vermacht hat. Zudem fungierte Wevers auch als Sekretär des Vereins "Oudheidkamer Twentje", der sich um den Erhalt des kulturellen Erbes der Region Twentje bemühte. Heute beherbergt das Museum "Oudheidkamer Twente" eine museale Sammlung sowie eine Mediathek, eine Bibliothek und ein Archiv. Nachdem das Vermächtnis Wevers erst nach 1945 an das Museum kam, zudem im Fall Adriaan Wevers keine NS-Verfolgung festgestellt werden konnte, empfahl der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung nach dem derzeitigen Wissenstand keine Rückgabe.
Im Zuge der Provenienzforschung wurde an der FB Europäische Ethnologie ein Werk, das zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" kam, mit dem "Ex libris O. Willmann" aufgefunden. Otto Willmann (1839–1920) war ein Philosoph sowie einer der bedeutendsten Pädagogen seiner Zeit und lehrte an den Universitäten Prag und Wien. Nach seiner Pensionierung 1903 setzte er sich bis 1910 vergeblich in Salzburg für die Gründung einer Freien Katholischen Universität ein. Willmann verstarb im Jahr 1920 in Leitmeritz. Da auch kein Hinweis auf einen eventuellen später erfolgten verfolgungsbedingten Verlust des Buches gefunden wurde, empfahl der Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung nach heutigem Kenntnisstand keine Rückgabe.
Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der FB Europäische Ethnologie, FB Germanistik sowie in der Hauptbibliothek insgesamt 15 Druckschriften mit dem Provenienzhinweis auf Rudolf Wolkan (1860–1927) gefunden. Die Person Wolkans rückte durch die Nennung des Namens im Restitutionsbericht der Stadt Wien aus 2005 ins Interesse der Provenienzforschung an der UB Wien. Der Erwerb der Druckschriften mit der Provenienz Rudolf Wolkan durch die drei Bibliotheken der Universität Wien lässt sich nicht rekonstruieren. Aufgrund des Todesjahres 1927 und der Tatsache, dass er einerseits als Vizedirektor der Universitätsbibliothek und andererseits als Literaturhistoriker an der Universität tätig war, sowie des Umstandes, dass seine Nachkommen keiner NS-Verfolgung ausgesetzt waren, wird jedoch von einem legalen Erwerb im Sinne der NS-Provenienzforschung ausgegangen.
Im Zuge der Provenienzforschung wurde an der FB Europäische Ethnologie ein Werk, das zu einem nicht bekannten Zeitpunkt zwischen 1940 und 1945 an die Bibliothek des 1939 gegründeten "Instituts für germanisch-deutsche Volkskunde der Universität Wien" (IGDV) kam, mit dem autographischen Eintrag "R. Zoder, 1932" aufgefunden. Raimund Zoder (1882–1963) war als Volksschullehrer und hernach als Volksschuldirektor in Wien tätig, ehe er sich ab 1932 nur noch dem NÖ Volksliedarchiv widmete. In der NS-Zeit legte Zoder zwar seine Ämter nieder, forschte aber weiter und wurde weder verfolgt noch enteignet, weswegen von keinem unrechtmäßigen Erwerb der Druckschrift ausgegangen wird.