Die Universitätsbibliothek Wien betreibt seit 2004 NS-Provenienzforschung, das heißt, die Bestände der Universitätsbibliothek Wien aus den Jahren 1938-1945 werden auf bedenkliche Erwerbungen überprüft. Ziel ist es, Klarheit über unrechtmäßige Bestände aus NS-Raubgut zu schaffen und diese gegebenenfalls zu restituieren.
Die Provenienzforschung an der Universität Wien hat die Eingänge aus den Jahren 1938 bis 1945 sowohl in der Hauptbibliothek als auch in den Fachbereichs- und Institutsbibliotheken systematisch durchforstet. Neben Archivmaterial, Inventarbüchern und historischen Quellen geben vor allem Besitzeinträge in den Büchern Hinweise auf bedenkliche Erwerbungen.
Die Bibliothek kommt mit diesem Arbeitsbereich ihrer Aufgabe zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit den eigenen Beständen und der Aufarbeitung der Erwerbungspolitik während der NS-Zeit nach. Dies bedeutet auch, sich zum Beispiel mit der Verwendung des nationalsozialistischen Hakenkreuzstempels in den Büchern der UB Wien zu befassen.
Die NS-Provenienzforschung ist dabei in österreichische und internationale Bibliotheks- und Forschungsprojekte genauso eingebunden wie in die zahlreichen Aktivitäten der Universität Wien zur Aufarbeitung ihrer NS-Geschichte.
Für einen aktuellen Überblicksartikel (Stand 2019) siehe Markus Stumpf: Erinnerungsarbeit, Restitution und historische Verantwortung. Ein Überblick zum Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung. In: Stefan Alker-Windbichler, Claudia Feigl, Christina Köstner-Pemsel, Thomas Maisel, Wolfgang Nikolaus Rappert, Pamela Stückler, Markus Stumpf (Hg.): Menschen im Aufbruch. Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen. Festschrift für Maria Seissl. Göttingen: V&R unipress 2019, S. 67–70. DOI: https://www.vr-elibrary.de/doi/pdf/10.14220/9783737010986.67 .
Österreichische Bibliotheken erhielten in der Zeit des Nationalsozialismus oft beschlagnahmtes Bibliotheksgut von aufgelösten Einrichtungen wie Vereinen oder Schulen und aus Enteignungen oder Zwangsverkäufen von Privatpersonen. Auch in den Beständen der Universitätsbibliothek Wien befinden sich Bücher aus solchen bedenklichen Erwerbungsvorgängen. (Weitere Informationen zum historischen Hintergrund...)
Ende 2004 wurde an der Universitätsbibliothek Wien ein Forschungsprojekt eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, die Bestände der Universitätsbibliothek Wien aus den Jahren 1938-1945 auf bedenkliche Erwerbungen zu überprüfen. Im März 2006 wurde das zunächst nur auf die Hauptbibliothek beschränkte Projekt auf die Fachbereichs- und Institutsbibliotheken der UB Wien erweitert. Seit 2012 ist die NS-Provenienzforschung als eigener Arbeitsbereich der Universitätsbibliothek Wien eingerichtet.
Mag. Maria Seissl, die Leiterin der Universitätsbibliothek Wien, zu diesem Projekt: "Die Universitätsbibliothek Wien ist die erste Universitätsbibliothek in Österreich, die sich dieser Verantwortung stellt und von sich aus aktiv an die Sache herangeht. Unser Ziel ist es, Klarheit über unrechtmäßige Bestände zu schaffen und diese gegebenenfalls zu restituieren."
Mag. Jutta Fuchshuber, Mag. Olivia Kaiser (derzeit karenziert), Dr. Christina Köstner-Pemsel, Mag. Karin Lach, Dr. Monika Schreiber, OR Prof. Mag. Markus Stumpf, MSc (Leitung) und Mag. Susanne Wicha.